Datum | Tagebucheintrag |
3.08. - 5.08.2004 |
Weiterfahrt auf der #34 Richtung Westen. In der Ferne ziehen plötzlich dunkle Wolken auf. Ein Unwetter kommt immer näher und bald wird es dunkel wie in der Nacht. Blitze erhellen die Dunkelheit morgens um 10 Uhr und der Donner lässt unseren Camper erschüttern. Das Wasser treibt es quer über die Fahrbahn und Martin muss sich bemühen damit uns der Orkan nicht von der Strasse fegt. Die Strasse ist kaum noch zu erkennen, weiterfahren können wir nur noch im Schritttempo. Nachdem wir die Schlechtwetterfront heil durchquert haben, sehen wir dann bei Fort Thompson das Resultat mit überschwemmten Feldern, vollen Bächen und Gegenständen auf der Strasse. Als wir in Pierre, der Hauptstadt South Dakotas, ankommen, scheint dann wieder die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Weil der 10’000 Meilen Service an unserem Camper fällig ist, suchen wir uns eine Autowerkstatt. Leider haben sie erst am Donnerstag Zeit. Dann bleiben wir halt noch ein wenig länger in der Hauptstadt am Missouri. Wir buchen gleich 3 Nächte im Farm Island State Park, direkt am Fluss. Wir verbringen zwei ruhige Tage in Pierre mit Shoppen und mit dem Besuch des State Capitol. Uns fallen die vielen grossen Motorräder, meist Harleys, auf, die hier durch die Stadt kurven. Im Visitor Center erfahren wir den Grund: Ab nächsten Montag findet in Sturgis die grosse, alljährliche Bikeweek, mit über 300’000 Motorradfahrern aus der ganzen USA und dem Ausland statt ( www.sturgis.com ). Diese Treffen ist vermutlich zur Zeit das grösste Motorradtreffen der Welt. Und wir wollen genau in diese Gegend... Der Service am Camper dauert dann am Donnerstag nur zwei Stunden und kostet nur 158$. Zu unserer Freude meint der Werkstattchef, der Camper sei in einem guten Zustand. Später, während des Mittagessens im Taco Bell (Taco, extra crusty!), bricht bei Nadia am hintersten Backenzahn, rechts unten, ein kleines Stück ab. Sie verspürt keinen Schmerz, aber zur Sicherheit werden wir vermutlich irgendwo einen Zahnarzt aufsuchen. |
6.08.2004 |
Wir verlassen Pierre auf der #14 Richtung Westen und erreichen über die #73 und die Interstate #90 - quer durch die Prärie wie sie heute aussieht - den Eingang zum Badlands Nationalpark. Die Strasse führt durch eine faszinierende Mondlandschaft und erinnert uns irgendwie an das Outback Australiens. Wir reservieren auf dem Campingplatz eine Nacht und fahren weiter auf der Scenic Route des Parks nach Wall. |
13.08.2004 |
Am nächsten Tag überschreiten wir nach 100 Meilen Fahrt in Portal die Grenze nach Saskatchewan in Kanada, unserem dritten Reiseland auf unserem Trip. Vom ersten Officer im Kabäuschen werden wir befragt nach Wohin, Woher, Warum, wie Lange, Feuerwaffen, Alkohol, Drogen usw. und erhalten ein Formular. Dann müssen wir parkieren und uns im Office melden. Hier noch mal Befragung über den Grund des Aufenthaltes und wie lange, dann gibt es einen Stempel in den Pass und auf das Formular. Beim dritten Officer müssen wir das Formular wieder abgeben und nachdem der alles noch mal kontrolliert hat, können wir nach einer Stunde endlich weiterfahren. Zum Glück fahren hier nicht viele Autos über die Grenze, das gäbe ja eine schöne Warteschlange. Im Infocenter decken wir uns mit Material ein, bevor wie nach Estevan weiterfahren. Hier wechseln wir in einer Bank unsere restlichen US Dollar in Kanadische Dollars um. Im Moose Mountain Provinzpark wollen wir übernachten, aber bis auf einen Platz ist alles ausgebucht und das bei über 500 Plätzen! Der Platz kostet 20$ und der Eintritt noch zusätzliche 7$. Wir verzichten und finden beim nahen Withe Bear Lake einen günstigeren Platz für 16$ mit Stromanschluss. |
14.08. - 16.08.2004 |
Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir Richtung Westen über topfebenes Land mit vielen Weizenfeldern und Wiesen. Wir überqueren die Grenze nach Manitoba und tanken in Kanada, in Virden am Trans Canada Highway, das erste Mal für 81,9 Cent pro Liter. Endlich ist wieder einmal alles mit dem Dezimalsystem angeschrieben und der Dollar etwa 1:1 zum Schweizer Franken. Im Vergleich zu den USA ist das Benzin aber etwa 20 Rappen pro Liter teurer. Wir übernachten in Brandon mit lauten Nachbarn. Auf der einen Seite lassen sie die Musik bis weit über Mitternacht laufen und auf der anderen Seite kommen um 11 Uhr neue Nachbarn die noch ein Lagerfeuer entfachen und laut diskutieren bis in den frühen Morgen.
Nachdem es in der Nacht wieder einmal geregnet hat und damit unsere Stühle nass geworden sind und wegen gestörter Nachtruhe trotz Ohrenstöpsel etwas missmutig, machen wir uns auf den Weg nach Norden, in unseren ersten Nationalpark in Kanada, dem Riding Mountain Nationalpark. Am Eingang kaufen wir gleich ein Jahresticket für 89$, denn es ist in allen Nationalparks in Kanada gültig und wir werden noch einige besuchen. In Wasagaming, ein überlaufener Ort (heute ist ja Sonntag!) mit Hotels, Läden und Campingplatz, besuchen wir das eindrückliche Visitor Center mit Ausstellung. Wir verlassen den Ort aber schnell wieder und fahren auf 30km guter Gravelroad zum Lake Audy. Der Campingplatz, mit weit auseinander liegenden Stellplätzen direkt am See und eingerahmt von Tannen entschädigt uns wieder für letzte Nacht. Dieser Platz bietet genau das, was wir uns im heissen Outback Australiens von Kanada vorgestellt haben. Die himmlische Ruhe, denn ausser unserem ist nur noch ein anderer Platz besetzt, ist fast schon unheimlich.
|
17.08. - 18.08.2004 |
Wir fahren nach Winnipeg, die Hauptstadt Manitobas und dem Geburtsort von Winnie Pooh, dem Bär. Es gibt keine Vororte und wenig Verkehr auf den Strassen in der Umgebung. Wir sehen von weitem die Hochhäuser der City. Wir umfahren die Stadt und übernachten im riesigen Birds Hill Provinzpark mit über 500 Campingplätzen. Nadia verfährt sich sogar mit dem Velo auf dem Weg zur Dusche, im Zentrum des Parks. In der Nacht zieht ein starkes Gewitter mit heftigem Regen und orkanartigen Winden vorüber. Unser Camper hält zum Glück stand und bleibt dicht. Um 9 Uhr morgens hört der Regen auf und die Sonne kommt hervor. Aber die Temperatur ist um über 10 Grad gefallen. Was zur Folge hat, dass wir wieder einmal die wärmeren Sachen anziehen müssen. Wir fahren heute zuerst zur Laundry im Park und Nadia füllt gleich drei Waschmaschinen mit unserer schmutzigen Wäsche. Nach zwei Stunden können wir dann endlich in die Stadt fahren. Winnipeg hat, wie alle grossen Städte Kanadas, in der City ein weit verzweigtes System mit Fussgängerpassagen, über und unter den Strassen, um die Läden und Geschäftshäuser miteinander zu verbinden. Damit ist man weitgehend vor dem nassen oder sehr kalten Wetter, das hier oben im Norden zuschlagen kann, geschützt. Wir besuchen noch "The Forks", alte Hangars der Eisenbahn von 1900, die umgebaut und renoviert wurden und jetzt über 70 Spezialläden, Restaurants und Marktstände beherbergen. Zurück beim Camper wird es dann am Abend so kalt, dass wir zum Schlafen die warmen Pyjamas anziehen, die Wolldecken über den Schlafsäcken ausbreiten und näher zusammenrücken ;-) müssen. |
19.08. - 20.08.2004 |
Es bleibt auch am nächsten Tag saukalt und als wir losfahren beginnt es sogar wieder zu regnen. Wir durchqueren auf einer sehr schlechten Strasse, überhaupt sind die Strassen in Kanada in noch schlechterem Zustand als in den USA, den Witheshell Provinzpark mit seinen vielen Seen und dichtem Laubwald. Beim grössten Wasserfall der flachen Gegend, den Rainbow Falls, machen wir Mittagshalt. Kurz vor der Grenze nach Ontario erreichen wir den Trans Canada Highway. Ab sofort sehen wir nur noch Tannenwald und Seen links und rechts der gut ausgebauten Strasse. Die Temperaturen erreichen heute kaum 15 Grad, obwohl sich die Wolken langsam verziehen und die Sonne wieder scheint. Mitten im Wald Übernachtung im Blue Lake Provinzpark. Die Parks in Ontario sind übrigens teuer (bis zu 30$ pro Nacht und trotzdem teilweise nur mit Plumpsklo ausgerüstet. Dafür aber immerhin mit Dusche und Elektroanschluss). Es weht ein starker Wind und der Blue Lake ist mit hohen Wellen aufgewühlt. Nadia findet reife Heidelbeeren, die sie gleich verzehrt (hoffentlich waren es wirklich welche). Wir verzichten bei den ungemütlichen 5 Grad auf das Lagerfeuer am Abend. Den nächsten Tag verbringen wir auf dem teilweise stark befahrenen TCH ( Trans-Canada Highway ), vorbei an Tannenwäldern und Seen, bis wir am Abend kurz vor Thunder Bay den Kakabeka Falls Provinzpark erreichen. Es regnet immer wieder und unterwegs kaufen wir im Wal-Mart in Dryden einen kleinen Elektroofen, denn unser eingebauter Gasofen funktioniert nicht mehr. Bei dieser Saukälte müssen wir unseren Camper aber heizen können. Wir verlieren eine Stunde, als wir den 90zigsten Längengrad überqueren und nun wieder in der Eastern Standard Time Zone sind. Beim Einchecken zum Campingplatz heisst es „Sorry, no Power“, denn ein Sturm vom Mittwoch hat die Freileitung beschädigt. Wenn wir Glück haben soll es aber bis zum Abend wieder Strom geben. Am Abend, vor dem wärmenden Lagerfeuer, merken wir plötzlich wie bei den andern Campern in der Umgebung Lampen brennen und tatsächlich haben alle ausser uns wieder Strom. Martin ist zum Glück vom Fach und findet bald heraus, dass unsere Steckdose defekt ist. Wir packen alles zusammen und können zum Glück auf einen anderen, noch freien Platz wechseln. Jetzt können wir endlich unseren neuen Ofen ausprobieren und bald haben wir es kuschelig warm im Camper. |
21.08.2004 |
Bevor wir losfahren spazieren wir noch zu den Kakabeka Falls. Das Wasser des 40m hohen und 71m breiten Wasserfalls wird vom Kraftwerk reguliert und am Wochenende lassen sie wegen der Touristen doppelt so viel Wasser durch. Der spektakuläre Wasserfall mit dem Felsen in der Mitte sieht aus wie eine kleinere Ausführung unseres Rheinfalls in der Schweiz. Nach 30km erreichen wir Thunder Bay, eine kleine Grossstadt mit über 100'000 Einwohnern und einem wichtigen Hafen am Lake Superior. Nach dem Einkauf, Mittagessen im KFC und Auftanken verlassen wir die Stadt aber bald wieder auf dem TCH Richtung Osten, dem See entlang. Die Umgebung hier ist bekannt für seine Amethyst Vorkommen und in einer privaten Mine kann Nadia mal nach Herzenslust selber nach den Steinen suchen. Später, im Eagle Canyon bei Dorion, (nicht Dorian) finden wir einen ganz neuen Campingplatz an einem See. Im Canyon wurden gleich zwei Hängebrücken installiert, eine davon soll die längste Hängebrücke Kanadas sein. Nadia wagt sich gleich tapfer über beide Brücken, obwohl es nicht ohne Geschrei abgeht - aber nur weil Martin natürlich ab und zu wackeln muss! Für 5$ erhalten wir eine grosse Ladung Feuerholz an den Platz geliefert, das dann auch wunderbar brennt und zu einer schönen Glut zum Grillieren verbrennt. |
22.08. - 24.08.2004 |
Der Nebel am Morgen erinnert uns an das nahe Ende des Sommers. Leider schränkt er die Sicht auf den Lake Superior, an dessen Ufer der TCH entlang führt, etwas ein. In Marathon machen wir einen Kaffeehalt und essen einen Doughnut. Kurz nach Marathon biegen wir dann ab zum Pukaskwa Nationalpark, der einen grossen Küstenabschnitt schützt. Der Campingplatz ist komfortabel mit Stromanschluss und Duschen und ist so grosszügig angelegt, man sieht keine Nachbarn. Wir verziehen uns in den warmen Camper, denn es beginnt zu nieseln. Kurz vor Sonnenuntergang verschwinden dann plötzlich die Wolken und wir sehen noch die Sonne hinter den Bäumen verschwinden. Jetzt können wir doch noch ein Lagerfeuer anzünden, obwohl wir uns warm anziehen müssen.
|
25.08. - 27.08.2004 |
Die folgenden zwei Regentage verbringen wir fast nur mit fahren von Sault Ste. Marie, über Sudbury (mit der 9m grossen 5Cent Münze) nach Parry Sound, mit Übernachtung im fast leeren Chutes Provinzpark und im vollen Killbear Provinzpark. Ab Sudbury herrscht sehr starker Verkehr. Es sind ja nur noch 300km bis nach Toronto, der grössten Stadt Kanadas. Ab Parry Sound verlassen wir die stark befahrene Strasse Richtung Osten nach Huntsville. Wir durchqueren auf einer ruhigen Nebenstrasse einen Laubwald, wo sich bereits erste Ahornbäume rot und andere Bäume gelb verfärben, ein Zeichen dass der Herbst nicht mehr weit ist. Wir erreichen auf der #60 den grössten Provinzpark Ontarios, den wunderschönen, naturbelassenen Algonquin mit seinen vielen Seen, ein Paradies für Kanuten. Leider ist heute Freitag und die Campingplätze fast ausgebucht. Schweren Herzens fahren wir weiter bis zum Round Lake, wo wir im Bonnechere PP einen schönen Platz am See finden. Der Sommer ist zurückgekehrt. Wir können sogar im See baden. Leider hat es auch hier wieder viele Leute und um 20 Uhr kommen noch zwei Familien mit vier Kindern auf den Platz neben uns. Die Kinder nerven herum und die Erwachsenen schwatzen laut, ohne Rücksicht auf die anderen Camper, bis tief in die Nacht. Wir haben langsam die Nase voll, es wird Zeit, dass diese langen Schulferien endlich vorbei sind. |
28.08. - 29.08.2004 |
Wir verlassen die Natur und kehren zurück in die Grosstadt. Wir besuchen Ottawa, die Hauptstadt Kanadas. Aber genau heute ist es wieder drückend heiss und wir machen wieder einmal Sightseeing bei schweisstreibenden Temperaturen.
|
30.08. - 31.08.2004 |
Am nächsten Tag finden wir, nach 20km Fahrt und etwa auf halbem Weg in die Stadt und nach Beschreibung des Campingwarts, den Busterminal. Wir suchen uns auf dem riesigen Parkplatz am äussersten Rande noch einen freien Platz und nach dem Fussmarsch im Nieselregen zum Terminal, studieren wir wegen geschlossenem Schalter erfolglos die Fahrpläne (natürlich nur in Französisch!). Wir stehen dann einfach bei der längsten Schlange an und tatsächlich erwischen wir den Expressbus in die City. Der Bus hält in einem unterirdischen Terminal und wir versuchen uns zurechtzufinden. Wir verbringen den ganzen, verregneten Tag im unterirdischen Tunnelsystem und den verschiedenen Shoppingcentern, die damit verbunden sind, ohne einmal eine Strasse überqueren zu müssen. Es ist ein kompliziertes, weitverzweigtes System mit total etwa 30km Länge, aber mit der Zeit und viel Studium der Karte finden wir uns zurecht. Über die Mittagszeit und wegen des schlechten Wetters wimmelt es hier unten von Leuten. Ab und zu müssen wir aber trotz Regen hinaus an die frische Luft und sehen wie es draussen aussieht. Unterwegs kommen wir an einem grossen Mövenpick Marché vorbei, das versetzt uns stimmungsmässig gleich nach Hause. Gegen Abend finden wir auch wieder den Weg zurück zum Busterminal, den richtigen Bus zum Camper und den Campingplatz. Martin stellt den Wecker auf 7 Uhr, um früh wach zu sein, damit er in die Schweiz telefonieren kann, um die neue Kreditkarte zu bestellen, denn die alte läuft in einem Monat ab. Es klappt alles wunderbar, denn die Telefonkarte, die wir gestern für 5$ gekauft haben, erlaubt uns für 3 Stunden! in die Schweiz zu telefonieren. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass der Kurier uns auch findet. Wir verbringen einen ruhigen Tag mit dem Besuch der Bibliothek im Nachbarort St. Jean. Es ist unglaublich, aber die Dame im dortigen Visitior Center, wo Touristen sich informieren und wir nach der Bibliothek fragen wollen, kann kein Wort Englisch. Martin kann sich aber mit den wenigen Brocken Schulfranzösisch doch noch verständigen. Das kann ja heiter werden, wenn das in Québec so weiter geht. |